Indikatoren – Humankapital, Bildung und Ausbildung
Das Bildungssystem beeinflusst zwar nicht direkt das Innovationsgeschehen in einem Land, aber es schafft wesentliche Grundlagen dafür. In Nordrhein-Westfalen gibt es ein vielfältiges Bildungsangebot, das eine gute Ausgangssituation für ein lebendiges Innovationsgeschehen darstellt. Gleichzeitig gibt es Defizite etwa bei der Bildung von Schülerinnen und Schülern in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) und bei der Nutzung digitaler Medien in der Schul- und Hochschulbildung. Beides kann sich langfristig negativ auf das Innovationsgeschehen auswirken.
Die Bilanz von Nordrhein-Westfalen bei den Bildungsausgaben ist gemischt (Schaubild 3). Der Anteil der Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag im Jahr 2019 mit 4,3% knapp über dem Bundesdurchschnitt. Er lag damit über dem der wirtschaftsstarken Länder Baden-Württemberg und Bayern mit 3,6 und 3,5%. Zwischen 2010 und 2019 hat er um 0,4 Prozentpunkte zugenommen. Damit stieg er etwas stärker als der deutschlandweite Durchschnitt mit 0,3 Prozentpunkten.
Schaubild 3: Ausgaben für Bildung als Anteil am BIP, 2020, in %, und Veränderung gegenüber 2010, in %-Punkten
Daten Schaubild 3 zum Download
Das Bildungsangebot in Nordrhein-Westfalen ist geprägt durch einen hohen Anteil der Absolventen in den Ingenieurwissenschaften (Schaubild 4). Im Jahr 2018 beendeten in Nordrhein-Westfalen 8,4 Absolventinnen und Absolventen je 100 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Ingenieursberufen erfolgreich ihr Studium, im Bundesdurchschnitt waren es 7,2.
Schaubild 4: Absolventen in Ingenieurwissenschaften je 100 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Ingenieursberufen, 2018, in %
Daten Schaubild 4 zum Download
Darüber hinaus untersucht eine Schwerpunktstudie vertieft Status und Mobilität des Humankapitals in Nordrhein-Westfalen.
Indikatoren – Forschung und Entwicklung
Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) bilden die Grundlage für das Innovationsgeschehen. Die Untersuchungen zeigen, dass die Wirtschaft zwar nur in Baden-Württemberg und Bayern mehr in FuE investiert als in Nordrhein-Westfalen. Gleichzeitig unterscheidet sich die FuE-Intensität (gemessen als der Anteil der FuE-Aufwendungen am Bruttoinlandsprodukt) aber deutlich. Zudem sind die FuE-Aufwendungen der Wirtschaft in den vergangenen Jahren in Nordrhein-Westfalen unterdurchschnittlich stark gewachsen.
Kennzeichen von Nordrhein-Westfalen sind ein ausgewogenes Branchenmuster und ein überdurchschnittlicher FuE-Anteil des Hochschulsektors. Zudem ist der Mittelstand im Bereich FuE besonders aktiv und die öffentliche Forschung überdurchschnittlich anwendungsorientiert. Bemerkenswert sind die geringe FuE-Tätigkeit in wissensintensiven Dienstleistungen und der deutliche Unterschied in den FuE-Mustern von Staat und Wirtschaft im Bereich der Zukunftstechnologien.
Im Bundesländervergleich lag die FuE-Intensität in Nordrhein-Westfalen 2019 mit 2,16% deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 3,19%. NRW bildet damit das Schlusslicht eines recht breiten Mittelfeldes der Bundesländer (Schaubild 5). Dieser Rückstand lässt sich auf die relativ geringe FuE-Intensität der Wirtschaft zurückführen. Insbesondere sehr forschungsaktive große Unternehmen der Automobilindustrie forschen hauptsächlich in anderen Bundesländern.
Schaubild 5: FuE-Aufwendungen als Anteil am BIP nach Sektoren 2019, in %
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Die FuE-Aufwendungen sind in Nordrhein-Westfalen relativ ausgewogen auf verschiedene Kernbranchen verteilt (Schaubild 6). Das Innovationsgeschehen dürfte daher vergleichsweise weniger anfällig für Krisen sein. Von den 9 Mrd. € an internen FuE-Aufwendungen im Jahr 2019 entfielen 1,7 Mrd. € auf die Elektroindustrie sowie jeweils etwa 1,5 Mrd. € auf die Automobilindustrie und die Chemische Industrie.
Schaubild 6: Struktur der internen FuE-Aufwendungen nach Kernbranchen, 2009 und 2019, in Mrd. €
Daten Schaubild 6 zum Download
Weitere Befunde zu Forschung und Entwicklung in Nordrhein-Westfalen befinden sich in Abschnitt 2.2
Indikatoren – Patentierung und neue Technologien
Patente geben Hinweise darauf, wieviel neues technisches Wissen mit wirtschaftlichen Anwendungsmöglichkeiten entsteht. Im Vergleich zu Bayern und Baden-Württemberg weist Nordrhein-Westfalen eine geringere Patentintensität und -dynamik auf. Dennoch ist das Land in Hinblick auf den Anteil der Patentanmeldungen in sieben Technologiefeldern der bedeutendste deutsche Technologiestandort (Schaubild 8), zudem holt Nordrhein-Westfalen in der Elektrotechnik/Informationstechnik und in der Instrumententechnik auf.
Hochgerechnet wurden 2018 insgesamt rund 7.700 Patente aus Nordrhein-Westfalen angemeldet (Schaubild 7). Je 1.000 Erwerbstätige waren dies 0,88 Anmeldungen. Damit liegt Nordrhein-Westfalen unter den Bundesländern auf dem fünften Rang, allerdings deutlich hinter Bayern und Baden-Württemberg, die eine Patentintensität von 2,55 bzw. 2,44 Anmeldungen je 1.000 Erwerbstätige aufwiesen. Der Durchschnittswert für Deutschland lag bei 1,23.
Schaubild 7: Patentanmeldungen je 1.000 Erwerbstätige (Durchschnitt 2017-2019)
Daten Schaubild 7 zum Download
Gemessen am Anteil von Patentanmeldern aus Nordrhein-Westfalen an allen Patentanmeldungen ist Nordrhein-Westfalen in sieben Feldern das patentierungsstärkste Bundesland (Schaubild 8).
Schaubild 8: Anteil Nordrhein-Westfalens an allen Patentanmeldungen in Deutschland nach 35 WIPO-Technologiefeldern, 2001-2019
Daten Schaubild 8 zum Download
Weitere Befunde zu Patentanmeldungen aus Nordrhein-Westfalen befinden sich in Abschnitt 2.3.
Indikatoren - Wissens- und technologieintensive Unternehmensgründungen
Gründungen sind ein Weg, um neues technologisches Wissen in innovativen Produkten, Dienstleistungen oder Produktionsprozessen zu nutzen (u.a. über Spin-Offs aus der Wissenschaft). Nordrhein-Westfalen weist dabei eine relativ geringe Zahl von Hightech-Gründungen und Gründungen aus Hochschulen auf. Gleichzeitig ist der Anteil von Gründungen mit hohem Beschäftigungswachstum vergleichsweise hoch. Das Land hat einerseits viele Hochschulpatente und funktionierende Unterstützungsstrukturen, andererseits wird aber vergleichsweise wenig Wagniskapital (Venture Capital) eingesetzt.
Nordrhein-Westfalen liegt mit 30 Gründungen pro 10.000 Personen im erwerbsfähigen Alter auf einem durchschnittlichen Niveau, vergleichbar mit anderen größeren westdeutschen Flächenländern, wenngleich Bayern, Hessen und Baden-Württemberg etwas besser abschneiden (Schaubild 9). In den meisten Bundesländern, wie auch in Nordrhein-Westfalen, steigt seit 2016 die Anzahl der Gründungen. Nordrhein-Westfalen lag hier mit 3% Wachstum in etwa im deutschlandweiten Durchschnitt. Lediglich in Berlin, Hessen, Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern ist die Anzahl der Gründungen seit 2016 gesunken.
Schaubild 9: Anzahl Gründungen je 10.000 Erwerbspersonen nach Bundesländern, 2020 und Veränderung seit 2016
Daten Schaubild 9 zum Download
Im Zeitraum 2009 bis 2020 ist das in Deutschland investierte Wagniskapital deutlich gestiegen (gemessen an der Anzahl der Transaktionen). Diese Entwicklung ist maßgeblich auf den Berliner Wagniskapitalmarkt zurückzuführen (Schaubild 10). Nordrhein-Westfalen konnte die Zahl der Investments im Zeitverlauf nur leicht ausbauen. Im Durchschnitt erhielten von 2017 bis 2020 ca. 1,5% der jungen Unternehmen in Deutschland eine Wagniskapitaltransaktion. Nordrhein-Westfalen liegt mit weniger als 0,8% der jungen Unternehmen deutlich hinter Bayern (1,8) und dem Durchschnitt der ostdeutschen Bundesländer (3,8) sowie knapp unter dem Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer (0,9), aber knapp vor Baden-Württemberg (0,7).
Schaubild 10: Anzahl der Investments in Junge Unternehmen durch Venture Captial-Geber oder Business Angels im Verhältnis zum Bestand junger UnternehmenIndikatoren – Innovationen
Indikatoren – Innovationen
Die Innovationstätigkeit von Unternehmen besteht darin, dass sie neues Wissen umsetzen sowie neue Technologien, Kreativität und Kenntnisse in neuen oder verbesserten Produkten, Dienstleistungen, Prozessen oder Geschäftsmodellen einsetzen. Großunternehmen investieren in Nordrhein-Westfalen unterdurchschnittlich stark in Innovationen, insbesondere bei FuE-Ausgaben. Gleichzeitig gibt ein hoher Anteil von kleinen und mittleren Unternehmen Geld für Innovationen aus bzw. generiert Innovationen. Dabei sind die Innovationsnetzwerke in NRW zwar vergleichsweise groß, sowohl die Erträge aus den Innovationen als auch deren Neuheitsgrad sind jedoch unterdurchschnittlich ausgeprägt.
Die vergleichsweise niedrigen FuE-Ausgaben der Unternehmen in Nordrhein-Westfalen senken auch die sog. „Innovationsintensität“. Sie ergibt sich, wenn man die Innovationsausgaben in die Komponenten Investitionen, FuE-Aufwendungen und sonstige Innovationsausgaben zerlegt und auf das Bruttoinlandsprodukt bezieht (Schaubild 11). Die nordrhein-westfälische Wirtschaft investiert in FuE 1,2% des Bruttoinlandsprodukts, Baden-Württemberg beispielsweise 3,0% und Bayern 2,7%. Bei den Investitionen in Innovationen liegt Nordrhein-Westfalen mit 0,7% gleichauf mit Bayern, jedoch hinter Baden-Württemberg mit 1,1%. Auch bei den sonstigen Innovationsaufwendungen liegt Nordrhein-Westfalen nur geringfügig unter den Werten von Bayern und Baden-Württemberg und entspricht mit 0,5% dem deutschen Mittel.
Schaubild 11: Innovationsintensität der Unternehmen nach Komponenten, 2020
Daten Schaubild 11 zum Download
Nordrhein-Westfalen hat einen hohen Anteil an Unternehmen mit eingeführten Innovationen (54,1%), liegt aber trotzdem etwas hinter dem Bundesdurchschnitt (55,6%) und hinter dem Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer (54,8) sowie hinter Bayern und Baden-Württemberg (Schaubild 12), aber etwas vor den ostdeutschen Bundesländern (52,0%). Da diese Statistik durch mittelständische Unternehmen dominiert wird, deutet das Ergebnis auf eine hohe Innovationsdynamik im Mittelstand hin.
Schaubild 12: Unternehmen mit Innovationen, 2010 bis 2020, in % aller Unternehmen
Indikatoren – Investitionen und Infrastrukturen
Infrastrukturen sind eine wichtige Grundlage für Innovationen in einer modernen Wirtschaft, insbesondere die digitale Infrastruktur. Die Ausstattung Nordrhein-Westfalens mit Infrastruktur ist insgesamt gut, es gibt nur vereinzelt Schwachpunkte. Bei der Breitbandinfrastruktur liegt Nordrhein-Westfalen im Bundesländervergleich im oberen Mittelfeld und konnte sich zudem verbessern. Im Bereich der IT-Infrastruktur und -Sicherheit wurde überdurchschnittlich in Software und IT-Gründungen sowie in die IT-Security in Unternehmen, Hochschulen und Instituten investiert. Jedoch zeigt sich ein deutlicher Fachkräftemangel in der IKT-Branche (Informations- und Kommunikationstechnologien). Die Bruttoanlageinvestitionen je Erwerbstätigen als Indikator der Kapitalbildung waren in den vergangenen Jahren unterdurchschnittlich, in den Bereichen Elektronik, DV-Geräte und IKT entwickelte sich Nordrhein-Westfalen allerdings überdurchschnittlich gut.
Die Verfügbarkeit von Breitbandanschlüssen mit einer Verbindungsgeschwindigkeit von 50 Mbit/s stieg im Bundesdurchschnitt von 39% im Jahr 2010 auf 95% im Jahr 2021 (Schaubild 13). In Nordrhein-Westfalen stieg die Verfügbarkeit im gleichen Zeitraum von 58% auf 97%. Sowohl 2010 als auch 2021 lag Nordrhein-Westfalen bei diesem Indikator damit über dem Bundesdurchschnitt, lediglich in den Stadtstaaten, im Saarland und in Hessen war im Jahr 2021 die Breitbandanschlussverfügbarkeit noch höher.
Schaubild 13: Anteil der Haushalte mit einer Breitbandverfügbarkeit von mindestens 50 Mbit/s, 2010 und 2021, in %
Daten Schaubild 13 zum Download
In Nordrhein-Westfalen liegt der Anteil der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer bzw. Institutsangehörigen, die die digitale Ausstattung als gut oder sehr gut einschätzten, bei den Hochschulen bei 53% und bei den Instituten bei 79%, der Bundesdurchschnitt dagegen nur bei 50% bzw. 72%. Schaubild 14 zeigt, in welchen Bereichen trotz einer insgesamt hohen Zufriedenheit noch Verbesserungsbedarf gesehen wird.
Schaubild 14: Verbesserungsbedarf bei der digitalen Ausstattung der Hochschulen in Nordrhein-Westfalen
Indikatoren – Produktivität
Produktivitätsmaße geben Hinweise auf den Kapitaleinsatz in der Produktion, aber gleichzeitig auch über den Ausbildungsstand der Beschäftigten und die Auswirkungen des technischen Fortschritts. In Hinblick auf die Arbeitsproduktivität liegt Nordrhein-Westfalen im oberen Mittelfeld der Bundesländer, jedoch unterhalb des Bundesdurchschnitts. Führend ist das Bundesland insbesondere im Bereich der Chemischen Industrie, unterdurchschnittlich insbesondere im Elektroniksektor und im Fahrzeugbau.
Während Nordrhein-Westfalen im Bundesländervergleich beim absoluten Wert der Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen im Jahr 2021 an neunter Stelle lag, betrug das jahresdurchschnittliche Wachstum im Zeitraum 2010 bis 2021 nur 1,4% und war damit geringer als der Bundesdurchschnitt mit 2,2% (Schaubild 15). Davor (2000 bis 2010) hatte das Produktivitätswachstum mit 2,6% noch leicht über dem Bundesdurchschnitt (2,5%) gelegen.
Schaubild 15: Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen: Absolute Werte 2021 und jahresdurchschnittliche Wachstumsrate 2000 bis 2010 und 2010 bis 2021
Daten Schaubild 15 zum Download
Tabelle 1 gibt die Arbeitsproduktivität (Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen) für das Jahr 2017, den Rangplatz von Nordrhein-Westfalen im Bundesländervergleich sowie die Abweichung der Produktivität vom Bundesdurchschnitt für wichtige Wirtschaftszweige wieder. Nordrhein-Westfalen belegt bei der Produktivität in der Chemischen Industrie deutschlandweit den ersten Platz mit einer um 17,9% höheren Produktivität gegenüber dem Bundesdurchschnitt. Demgegenüber ist die Produktivität im Elektroniksektor um 12,4% und im Fahrzeugbau sogar um 36,6% niedriger als in Deutschland insgesamt.
Tabelle 1: Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen in ausgewählten Wirtschaftszweigen Nordrhein-Westfalens, 2017
BWS je Erwerbstätigen |
Rang |
Produktivitätsabweichung von Deutschland |
|
Verarbeitendes Gewerbe |
81.564 |
9 |
-7,2 |
Chemische Erzeugnisse |
169.785 |
1 |
17,9 |
Pharmazeutische Erzeugnisse |
191.605 |
6 |
-0,4 |
Fahrzeugbau |
98.788 |
11 |
-36,6 |
Maschinenbau |
83.591 |
8 |
-3,5 |
DV-Geräten, elektronische u. optische Erzeugnissen |
101.160 |
8 |
-12,4 |
Quelle: Eigene Berechnungen nach Angaben der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen der Länder (2020).
Schwerpunkt – Status und Mobilität von Humankapital
Das Hochschulsystem ist in Nordrhein-Westfalen im Ländervergleich für Berufstätige durchlässig und der Bildungszugang für benachteiligte Gruppen hat sich insgesamt verbessert. Jedoch zeigen wichtige Indikatoren (Anteil der Beschäftigten ohne Berufsabschluss und enger Zusammenhang zwischen Herkunft und Bildungserfolg), dass bildungsferne Schichten durch die Auswirkungen des technischen Fortschritts abgehängt werden könnten.
Nach Erkenntnissen des IAB besteht in den kommenden Jahren deutschlandweit für 25% der Berufstätigen die Gefahr, durch Computertechnik verdrängt zu werden (Schaubild 18). Ob sie gefährdet sind, hängt vor allem von den Tätigkeitsschwerpunkten der Beschäftigten ab. Mit 26% ist der Anteil der gefährdeten Beschäftigten in Nordrhein-Westfalen leicht überdurchschnittlich.
Schaubild 20: Anteile der Beschäftigten mit hohem Substituierbarkeitspotenzial durch Digitalisierung 2016, in %
Daten Schaubild 20 zum Download
Die Gefahr, durch den technischen Fortschritt seinen Arbeitsplatz zu verlieren, nimmt bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ohne Hauptschulabschluss oder ohne abgeschlossene Berufsausbildung zu. Während Nordrhein-Westfalen im Bundesländervergleich einen niedrigen Anteil von Schulabgängerinnen und -abgängern ohne Hauptschulabschluss hat, weist das Land im Jahr 2020 bei Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung den zweitschlechtesten Wert nach Bremen auf (Schaubild 19).
Schaubild 21: Anteil der Beschäftigten am Wohnort ohne Berufsabschluss, 2020, in %, und Veränderung gegenüber 2012, in %-Punkten
Daten Schaubild 21 zum Download
Schwerpunkt – Wissenstransfer Wissenschaft-Wirtschaft
In Nordrhein-Westfalen forschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen intensiv in erfolgversprechenden Zukunftstechnologien. Das Land ist gekennzeichnet durch viele Hochschulausgründungen und gründungsstarke Fachhochschulen. Sowohl an Universitäten als auch an Fachhochschulen gibt es einen überdurchschnittlichen Anteil forschungsintensiver Gründungen. Eine Schwäche ist die insgesamt verbesserungsfähige Gründerkultur an den Hochschulen.
Die wichtigsten Hürden für Kooperationen der Hochschulen liegen in Nordrhein-Westfalen wie deutschlandweit in bürokratischen Hürden auf Seiten der eigenen Organisation, einer mangelhaften Ressourcenausstattung sowie einer hohen Lehrverpflichtung. Im Vergleich zu den Hochschulen zeigt sich bei den außeruniversitären Forschungseinrichtungen ein weniger einheitliches Bild: Die drei wichtigsten Hemmnisse für FuE- Kooperation an außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen sind eine zu geringe staatliche Förderung, eine mangelhafte Ausstattung mit Ressourcen und der Aufwand bzw. die Kosten der Zusammenarbeit.
Das Gründungsradar des Stifterverbandes erfasste im Jahr 2018 fast 1.800 Ausgründungen in Deutschland, davon ca. 300 in Nordrhein-Westfalen. Das entspricht 8 Ausgründungen pro 10.000 Studierende (Schaubild 20). Damit ist die absolute Zahl an Gründungen zwar höher als in Bayern und Baden-Württemberg, bezogen auf je 10.000 Studierende ist die Anzahl der Hochschulausgründungen allerdings geringer. Die deutschlandweite Befragung von Hochschullehrenden (RWI-CEIT-Hochschulbefragung) zeigt an den Hochschulen einen rückläufigen Bundestrend bei den Gründungen auf. Entgegen dem allgemeinen Bundestrend hat sich aber bei den Fachhochschulen speziell in Nordrhein-Westfalen eine positive Entwicklung angedeutet. Bei den Universitäten gab es Hinweise auf eine relativ bessere Entwicklung als im Bundestrend, obwohl die Zahl der Gründungen zurückgegangen ist.
Schaubild 22: Anzahl Ausgründungen absolut und im Verhältnis zur Studierendenschaft nach Bundesländergruppen 2018
Daten Schaubild 22 zum Download
Damit Gründungen zu regionaler Beschäftigung beitragen können, müssen sie im Bundesland der Hochschule bzw. Forschungseinrichtung stattfinden. Generell finden viele Gründungen innerhalb des jeweiligen Bundeslandes statt. Bei den Flächenländern liegt dieser Anteil bei über 70%, lediglich die Fachhochschulen in Bayern sind mit 64,3% hier eine Ausnahme (Schaubild 21). Der Anteil der Hochschulausgründungen aus Universitäten in Nordrhein-Westfalen, der im Bundesland stattfindet, liegt geringfügig über dem Bundesdurchschnitt. Bezogen auf die Fachhochschulen und Institute ist der Regionalbezug der Gründungen sogar deutlich höher als der Bundesdurchschnitt.
Schaubild 23: Anteil der Gründungen an Hochschulen und öffentlichen Forschungseinrichtungen, die sich innerhalb des Bundeslandes ansiedeln
Schwerpunkt – Potenziale von Künstlicher Intelligenz und Maschinenlernen für NRW
Künstliche Intelligenz (KI) ist ein zentraler Baustein für die künftige Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und Regionen. Eine Stärke von Nordrhein-Westfalen in Hinblick auf die Anwendung von KI sind seine breite Unternehmensbasis und die damit verbundenen Möglichkeiten zum Einsatz von KI. Durch die Anwendung von KI konnten 2018 ca. 80 Unternehmen in NRW Weltmarktneuheiten einführen, die ohne KI nicht möglich gewesen wären. Dank des Einsatzes von KI stieg im selben Jahr auch der Umsatz mit Marktneuheiten um 5,6 Mrd. €. Weiterhin kann Nordrhein-Westfalen auf eine gut aufgestellte Forschungslandschaft zurückgreifen (siehe Schaubild 2) und es finden sich zahlreiche Unternehmensneugründungen mit KI-Bezug.
Gute Grundlage für KI-basierte Innovationen in den Hochschulen und Forschungseinrichtungen in NRW.
Nordrhein-Westfalen weist einen überdurchschnittlichen Anteil von Forschenden mit dem Schwerpunkt Künstlicher Intelligenz auf (siehe Schaubild 16). Dies gilt im Vergleich zum bundesdeutschen Durchschnitt sowohl für Hochschulen als auch für Forschungsinstitute. Diese Forschung findet in der Informatik, aber darüber hinaus auch in zahlreichen anderen Fachbereichen statt. Forschung mit Bezug zu KI ist demgemäß auch an zahlreichen Standorten in Nordrhein-Westfalen zu finden (siehe Schaubild 1).
Schaubild 18: Anteil der Forschenden an Künstlicher Intelligenz an Hochschulen und Forschungseinrichtungen, Abweichungen vom Bundesdurchschnitt in %, 2019.
Daten Schaubild 18 zum Download
Neugründungen von Unternehmen setzen wichtige Impulse zur Anwendung von KI
Neugründungen fordern existierende Unternehmen heraus und führen vielfach Neuerungen auf den Märkten ein. Dies gilt im Besonderen für die Entwicklung und Verbreitung von KI-Anwendungen als neues Technologiefeld, in dem das kreative Potenzial von Unternehmensgründern zur Geltung kommt. Im Bundesländervergleich liegt Nordrhein-Westfalen bei der Anzahl von Unternehmensgründungen mit KI-Bezug im Zeitraum 2010 bis 2019 an dritter Stelle (siehe Schaubild 17).
Schaubild 19: Anzahl von Unternehmensgründungen mit KI-Bezug 1990 bis 2019 nach Bundesländern
Schwerpunkt – Wirtschaftliche Dynamik in Nordrhein-Westfalen durch technologie- und wissensintensive Gründungen
Unternehmensgründungen leisten in unterschiedlicher Form Beiträge zur wirtschaftlichen Dynamik. Häufig sind es Gründungen, die neue Ideen für Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle auf ihre Markttauglichkeit testen. Gegenüber etablierten Unternehmen haben Gründungen dabei oftmals den Vorteil, agiler zu sein, sehr rasch auf Marktveränderungen reagieren zu können und kleine Marktnischen sowie sehr spezifische Nutzerbedürfnisse bedienen zu können. Sollten sich die Innovationsideen als fruchtbar erweisen, können Gründungen rasch wachsen und eine große Zahl neuer Arbeitsplätze schaffen. Die Untersuchungen im Rahmen des Innovationsberichts NRW zeigen, dass in NRW zahlreiche technologie- und wissensorientierte Startups zu finden sind (vgl. Abschnitt 2.8 des Berichts). Eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für Hochschul-Startups hat einen zentralen Beitrag zur Ausweitung der Gründungszahl aus Hochschulen geleistet. Im Zeitraum 2017 bis 2020 stieg die Zahl der Gründungen um 184%, die Gründungen je 10.000 Studierende erhöhte sich von 2017 bis 2020 von 4,0 auf 8,3.
Leicht unterdurchschnittlicher Strukturanteil von technologie- und wissensorientierten Branchen am Gründungsgeschehen gegenüber dem Deutschland-Durchschnitt
Um die Gründungstätigkeit in TW-Branchen zwischen Ländern zu vergleichen, kann der Indikator "Gründungsintensität" herangezogen werden (Schaubild 16). Er bezieht die Anzahl der Gründungen auf die Anzahl der Erwerbspersonen. In NRW liegt die Gründungsintensität in TW-Branchen im gesamten Zeitraum 2005-2020 leicht unter dem deutschen Durchschnittswert. Baden-Württemberg weist eine leicht höhere Gründungsintensität etwa auf dem gesamtdeutschen Niveau auf, in Bayern liegt sie merklich höher. Die höchste Gründungsintensität in TW-Branchen unter allen Ländern zeigt Berlin mit einem doppelt so hohen Wert wie im gesamtdeutschen Durchschnitt.
Schaubild 16: Gründungsintensität in TW-Branchen 2005-2020: NRW im Vergleich zu anderen Ländern und Deutschland.
Daten Schaubild 16 zum Download
Direkter Beschäftigungsbeitrag von Gründungen in TW-Branchen überdurchschnittlich und steigend
Ein Maß für die gesamtwirtschaftliche Bedeutung von Gründungen ist die Anzahl der Arbeitsplätze, die durch Gründungen direkt geschaffen werden, in Relation zu allen Arbeitsplätzen. Für die Analyse der Gründungen in TW-Branchen wird dieser direkte Beschäftigungsbeitrag in Bezug zur Gesamtzahl der Beschäftigten in TW-Branchen gesetzt. Dieser direkte Beschäftigungsbeitrag lag im Jahr 2020 in Nordrhein-Westfalen bei 1,8% und damit leicht über dem bundesweiten Durchschnitt von 1,7%. Dies entspricht dem bayerischen Wert. Baden-Württemberg weist mit 1,6% einen niedrigeren Beschäftigungsanteil von Gründungen in TW-Branchen als NRW auf. Seit dem Jahr 2016 hat sich der Beschäftigungsbeitrag von Gründungen in TW-Branchen in NRW um rund 0,1%-Punkte erhöht, während für Deutschland insgesamt keine Veränderung zu beobachten ist.